Marie Antoinette Lebenslauf

Zwei Augenblicke im Leben der vorletzten französischen Königin Marie Antoinette haben das Bild geprägt, das sich viele Zeitgenossen und Nachgeborene von ihr gemacht haben. Einerseits der ihr fälschlicherweise zugeschriebene Ausspruch „Die Bauern haben kein Brot? So mögen sie Kuchen essen.“, zum anderen die selbst von ihren Feinden anerkennend registrierte Würde, mit der sie ihren Gang zum Schafott vollendete.
Von radikalen Republikanern als verschwenderische Hexe verteufelt, von glühenden Royalisten zur Heiligen-Ikone stilisiert, war Marie Antoinette nach Meinung von wohlwollenden Historikern eine naiv-verwöhnte, aber nicht böswillige Hochadlige. Wie ihr Ehemann König Ludwig XVI. war sie vor und während der französischen Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts wohl eher ein Opfer der Umstände als eine selbstständig handelnde politische Größe.
Am 2. November 1755 bekam die 38-jährige österreichische Habsburger-Herrscherin Maria Theresia, die als Gattin des römisch-deutschen Kaisers Franz I. Stephan auch als „Kaiserin“
tituliert wurde, das fünfzehnte ihrer insgesamt sechzehn Kinder. Die Tochter Nr.11 wurde auf den Namen „Maria Antonia“ getauft. Ihre Kinder waren für Maria Theresia nicht zuletzt Elemente kühl kalkulierter Realpolitik. Durch Verheiratungen habsburgischer Prinzen und Prinzessinnen in andere Herrscherhäuser wurden wichtige dynastische Beziehungen aufgebaut. Maria Antonia war als Heiratskandidatin für den bourbonischen Kronprinzen (Dauphin) von Frankreich vorgesehen, um das traditionell problematische Verhältnis zu Frankreich zu entspannen.
Die 14-jährige Maria Antonia wurde im April 1770 mit Louis-Auguste, dem ein Jahr älteren Dauphin, verheiratet. In Versailles, fernab ihrer gewohnten Umgebung der Wiener Hofburg, hatte das als Kronprinzessin „Marie Antoinette“ genannte Mädchen erhebliche Eingewöhnungs-Schwierigkeiten und durchschaute die feinen Hof-Intrigen nicht, bei denen sie oft von ihren angeheirateten Tanten instrumentalisiert wurde. Insbesondere verhielt sie sich ungeschickt abweisend gegenüber der einflussreichen Mätresse des Königs Ludwig XV., Madame Dubarry. Außerdem verprellte sie viele Höflinge, weil sie einen Kreis von Günstlingen um sich bildete, zu dem nur wenige ausgewählte Adlige Zugang hatten.
Unbedacht war auch ihre Neigung zu Bällen und verschwenderischem Glücksspiel. In einer Zeit, in der ein Großteil des Volkes hungerte, wirkte dieses Verhalten einer „Ausländerin“ bei vielen Franzosen provozierend. Anti-Monarchisten sowie Gegner am Hof bauten die Kronprinzessin geschickt zu einem Feindbild auf. Marie Antoinette wurde von ihnen regelmäßig als „Die Österreicherin“(„L'autrichienne“) bezeichnet. Bewusst verschliffen betont wurde aus „L'autrichienne“ das übersetzt „Die andere Hündin“ bedeutende "L'autre chienne".
Zur Unpopularität von Marie Antoinette trug ferner die ihr angelastete Kinderlosigkeit in den ersten acht Ehejahren bei. Es kursierten Gerüchte über eine lesbische Ausrichtung und von, ebenso nie bestätigten, Affären mit anderen Männern. 1774 wurde ihr Mann, zu dem sie ein freundlich-leidenschaftsloses Verhältnis pflegte, nach dem Tod vom Ludwig XV. zum König gekrönt. Ludwig XVI. war ein gutmütiger, aber schwacher und schlecht beratender Monarch, der mit den überwältigende Herausforderungen in seinem völlig überschuldeten, durch krasse Ungerechtigkeiten und durch den Beginn einer mächtigen bürgerlich-demokratischen Bewegung geprägten Land überfordert war.
1778 wurde Tochter Marie Thérèse Charlotte und 1781 Sohn Louis-Joseph geboren, 1785 folgte Louis-Charles. Die im folgenden Jahr geborene Tochter Sophie wurde nur elf Monate alt.
Fatal für das angeschlagene Ansehen der Königin war die so genannte „Halsbandaffäre“, mit der sie ohne Schuld in Verbindung gebracht wurde. Ein angeblich im Auftrag der Königin von Kardinal Louis de Rohan 1785 gekauftes, sündhaft teures Diamanten-Collier war Gegenstand einer raffinieren Betrugsaffäre, bei der dem leichtlebigen Rohan offensichtlich die Liebe der Königin zu ihm vorgegaukelt worden war. Das Collier wurde gestohlen. Es kam 1786 zu einem Aufsehen erregenden Prozess, in dessen Folge der Eindruck erweckt wurde, dass die Königin die Affäre eingefädelt hätte, um den ihr missliebigen Kardinal zu schaden. Das Ansehen der Königin blieb auch auf dem Tiefpunkt, nachdem sie ab 1786 ihren Lebensstil geändert hatte und betont bescheiden auftrat.
Am 4. Juni 1789 starb ihr ältester Sohn, einen Monat später brach die Revolution aus. Die königliche Familie wurde gezwungen, von Versailles in den Tuilerien-Palast nach Paris umzuziehen, um so „dem Volk näher“ zu sein. Um sich den im Zuge der wachsenden Radikalisierung der Revolutionsereignisse ständig wachsenden Unfreiheiten zu entziehen, beschloss Ludwig XVI. nach langem Zögern auf Druck von Marie Antoinette mit seiner Familie in das noch royalistisch kontrollierte Montmedy nach Lothringen an der Grenze zu den österreichischen Niederlanden (Belgien) zu fliehen. Der als „Flucht nach Varennes“ berühmt gewordene Fluchtversuch misslang am 21. Juni 1791. Aus politischen Gründen wurde die Flucht für die Öffentlichkeit vorerst als konterrevolutionärer Entführungsversuch dargestellt. Als Folge distanzierten sich aber auch gemäßigte Kräfte in der Nationalversammlung von der Monarchie und die die Republik fordernden Radikalen um Robespierre und Danton wurden gestärkt.
Am 10. August 1792 wurde der Tuilerien-Palast vom Pariser Mob gestürmt und die Königsfamilie verhaftet. Wenig später endete das Königtum in Frankreich (vorläufig) mit der Ausrufung der (Ersten) Republik (21. September). Der Ex-König, „Bürger Capet“, wurde wegen angeblicher heimlicher Kontaktaufnahme zu Österreich und anderen Revolutions-Feinden zum Tode verurteilt. Am 21. Januar 1793 wurde er öffentlich guillotiniert. Mitte Oktober 1793 begann der Schauprozess gegen die als „Witwe Capet“ bezeichnete Ex-Königin wegen Landesverrat und Unzucht. Die Angeklagte beeindruckte zwar durch ihre würdevolle Haltung und ihre intelligente Verteidigung, wurde aber dennoch erwartungsgemäß zum Tode verurteilt. Am 16. Oktober endete ihr Leben auf dem später „Place de la Concorde“ genannten Revolutions-Platz im Paris. Marie Antoinettes Körper wurde in einem Massengrab bestattet.
Die beiden Kinder waren ihr weggenommen worden. Louis-Charles starb 1795 unter ungeklärten Umständen in Paris. Marie Thérèse überlebte die Revolution und widmete als „Madame Royale“ ihr späteres Leben der Restauration der französischen Monarchie.
Marie Antoinettes Leben wurde mehrmals zum Thema von Verfilmungen. In dem französisch-italienischen Spielfilm „Flucht nach Varennes, 1982, wurde die Königin von Eleonore Hirt dargestellt. Für die US-Produktion „Marie Antoinette“ schlüpfte Kirsten Dunst 2006 in die Korsettröcke der tragischen Königin.
Marie Antoinette Seiten, Steckbrief etc.
n.n.v.