Mao Zedong Lebenslauf
Mao Zedong (bekannter unter dem
Namen Mao Tse-tung) war der mit Abstand
einflussreichste und bekannteste chinesische Politiker des
zwanzigsten Jahrhunderts. Nach seinem Tod entfaltete
sich ein Personenkult, der seinesgleichen sucht.
Noch heute darf in seiner Heimat die Kritik an
seinem Wirken keinesfalls über die übliche "Siebzig
Prozent gut, dreißig Prozent schlecht"-Formel
hinausgehen.
Am
26. Dezember 1893 wurde er in Shaoshan als
Bauernsohn geboren. Er genoss eine einfache
Schulbildung. Im vorrevolutionären Klima des Jahres
1911 begann er, sich in der Presse über die Inhalte
der aktuellen Streitigkeiten zu informieren und
selbst erste politische Texte zu verfassen. Nach
kurzer Zugehörigkeit zu revolutionären,
republikanisch orientierten Truppen wurde er 1918
Hilfsbibliothekar an der Peking-Universität. Dort
lernte er einen maßgebenden chinesischen Marxisten
kennen. Dieser gehörte kurz darauf zu den Gründern
der Kommunistischen Partei Chinas, der Mao 1921
ebenfalls beitrat. Nach zwei Jahren gehörte er
bereits dem Zentralkomitee an. In Guangzhou leitete
er ein Projekt zur revolutionären Umerziehung der
Landbevölkerung.
Prekär blieb die Lage nicht nur durch aufkommenden
Zwist unter den dominierenden Parteien, der
Kommunistischen Partei Chinas und der
nationalkonservativen Kuomintang, sondern auch durch
japanische Eroberungsambitionen gegenüber China.
Auch innerhalb der KP waren gemäßigte Kräfte nicht
ohne Einfluss, so dass der Rückhalt für Maos Taktik
der Einschüchterung und "Umerziehung" der
Bevölkerung schwand. Auf Druck der Kuomintang hin
mussten Maos Guerillatruppen unter hohen Verlusten
das von ihnen kontrollierte Gebiet verlassen.
Während dieses Langen Marsches, der zum größten
Mythos der KP Chinas wurde, besiegelte Mao endgültig
seine Führungsrolle in der Partei. Zudem schickte er
bei dieser Gelegenheit seine inzwischen dritte
Ehefrau ins Ausland, um sich ungestört seiner
Kampfgefährtin Jiang Qing annähern zu können.
Während des Chinesisch-Japanischen Krieges musste er
zwar wieder mit der verhassten Kuomintang
kooperieren, konnte jedoch nach dem Krieg den
Machtkampf für sich entscheiden.
1949 wurde die
Volksrepublik China gegründet. Chiang Kai-chek
musste sich mit seiner Kuomintang nach Taiwan
zurückziehen, wo seitdem (aus ihrem Blickwinkel) die
eigentliche Republik China besteht.
Der Machtübernahme folgte bald die Okkupation des
Nachbarlandes Tibet, auf das China schon seit
Jahrhunderten Anspruch erhob.
Nachdem während des Koreakrieges General MacArthur
den Einmarsch seiner Truppen in Nordkorea befahl,
legte Mao dies als Vorbereitung eines Angriffs auf
China aus und griff in den Krieg ein. Der Sieg
verlieh der kommunistischen Führung zusätzliches
Selbstbewusstsein.
Bei der Staatsführung ließ er sich von Lenins
Ansicht leiten, dass der kommunistischen Partei die
uneingeschränkte Führungsrolle zustand. Zwar bot er
1956 im Rahmen der "Hundert-Blumen-Bewegung" die
Möglichkeit, unzensiert jede Meinung zu äußern,
beendete diese Bewegung jedoch wieder, als er
erkannte, dass insbesondere viele Intellektuelle das
kommunistisch-diktatorische System nicht mittragen
wollten. Es folgte ein massives Vorgehen gegen
kritische Intellektuelle, eine sogenannte "Kampagne
gegen Rechts".
Ab 1958 ordnete er die Industrialisierung Chinas an,
der ein Aufstieg zur modernen militärischen
Großmacht folgen sollte. Der "Große Sprung nach
vorn" geriet zum Desaster, denn die völlig
überzogenen Erwartungen der Parteiführung konnten in
dem fast gänzlich landwirtschaftlich geprägten Staat
unmöglich umgesetzt werden. Dem Teufelskreis aus
brutal erzwungener Höchstleistung und durch massive
Abgaben langanhaltendem Nahrungsmangel fielen
ungefähr 40 Millionen Menschen zum Opfer.
Innerparteilich litt Maos Stellung angesichts der
Misserfolge, so dass er vorübergehend die Macht an
Deng Xiaoping und dessen reformorientierte
Verbündete abtreten musste. Natürlich gelang es ihm
kurz darauf, die neuen Machthaber als
"Rechtsabweichler" zu diffamieren und sie wieder von
ihren Plätzen zu verdrängen.
1964 konnte er seinem
Volk eine funktionierende Atombombe sowie das für
die Mao-Begeisterung der Bevölkerung ähnliche
Sprengkraft entfaltende "Kleine rote Buch", eine
später "Mao-Bibel" genannte Zitatensammlung,
präsentieren.
Zwei Jahre später konnte Mao große Teile der
chinesischen Jugend für seine Kulturrevolution
mobilisieren. Diese Roten Garden waren leicht für
ein brutales und demütigendes Vorgehen gegen jeden,
der als konterrevolutionär verdächtigt wurde, zu
begeistern. Während China 1971 seine Aufnahme in die
UNO feierte, herrschten nicht nur für Intellektuelle
und Angehörige des Bürgertums dunkle Zeiten, sondern
auch für viele Kommunisten, die Mao nicht
vorbehaltlos unterstützten. Jegliche
Kulturerscheinung, die nicht gänzlich
volkstümlich-revolutionären Charakters war, wurde
bekämpft. Etwa sieben Millionen Chinesen überlebten
das gigantische Umerziehungsprogramm nicht.
Erst Maos Tod am
9. September 1976 beendete die
Kulturrevolution. Ohne den Schutz des Charismatikers
war es den - oft auch selbst von den Maßnahmen der
Roten Garden bedrohten - Kommunisten möglich, die
verbliebenen Machthaber abzusetzen und sie, unter
ihnen auch Maos vierte Frau Jiang Qing, als
"Viererbande" vor Gericht zu bringen. So konnte man
mit Maos Politik abrechnen, ohne das Ansehen des
großen Vorsitzenden zu beschädigen. Dabei ist es bis
heute geblieben.