Länderinfo Kasachstan Geschichte

Kasachstan ist eine ehemalige Sowjetrepublik im Herzen Zentralasiens an der Scheidelinie zwischen östlicher und westlicher Kultur. Lange Zeit unter der Herrschaft der Mongolen konnten die Kasachen sich erst im 16. Jahrhundert entwickeln und unabhängig werden. Doch Jahrhunderte hindurch wurden sie von Russland beherrscht. Erst 1991 konnten sie sich als unabhängiger Staat etablieren und eine eigene Kultur entwickeln.

Frühzeit
Das Gebiet Kasachstans wurde schon vor langer Zeit von Menschen besiedelt. Besonders bedeutend ist die Andronowo-Enissej-Kultur, die bereits Metall kannte und sehr weit reichende Beziehungen gen Westen besaß. In der Antike, so berichten griechische Autoren, waren hier die Skythen beheimatet. Ende des ersten Jahrtausends n. Chr. traten hier die Turkvölker auf. Die Mongolen nahmen das Gebiet 1219 ein und kontrollierten es bis zum Ende ihrer Herrschaft Anfang des 15. Jahrhunderts.

Aufstieg der Kasachen
Die Kasachen stammen von den Usbeken ab. Im Jahre 1450 entstand unter dem Khan Abu'l Chair das Usbekenreich. Durch interne Auseinandersetzungen brachen die Gebiete der Prinzen Jani-Beg und
Karai von diesem ab und begründeten das Kasachenreich. Seit dieser Zeit nennen sich die Anhänger dieses Reiches Kasachen. 1468 besiegten die Kasachen das Usbekenreich und übernahmen es. Trotz einer staatlichen Ordnung behielten die Kasachen ihre nomadische Lebensweise weiter bei. Ein geschriebenes Gesetz wurde erst Ende des 17. Jahrhunderts eingeführt. Interne Streitereien ließen die Kasachen in drei verfeindete Horden zerfallen, die erst 1538 wieder vereinigt wurden. Diese drei Horden sollten in den kommenden Jahrhunderten eine bedeutende Rolle in der Innenpolitik des Kasachenreiches einnehmen. Nur wenigen Herrschern gelang es wirklich, alle drei zufriedenstellend zu regieren.
Das Kasachenreich konnte an die zweihundert Jahre unbehelligt existieren. Im 18. Jahrhundert begannen jedoch die Russen, sich gen Osten auszudehnen. Auch das Volk der Oiraten begann, sich für das Gebiet der Kasachen zu interessieren. Bereits 1698 musste Tauke Khan die erste Schlacht gegen dieses Volk austragen. Im 18. Jahrhundert intensivierte sich deren Bedrohung bis sie schließlich so groß war, dass die Kasachen sich wiedervereinigten. Die drei Horden unterwarfen sich schließlich 1740-42 dem Russischen Zaren. Damit war es Russland gelungen, ein bedeutendes Gebiet östlich des Urals in sein Reich einzugliedern, ohne große Verluste zu erleiden. Die Kasachen waren damit durch russische Hilfe von den Übergriffen der Oiraten geschützt.
Bis 1918 war dieses Gebiet nun unter der Herrschaft des Zaren. Trotz der freiwilligen Unterwerfung lehnten sich während dieser Zeit einige Kasachen gegen die Russen auf. 1812 rief der kasachische Führer Borjigin Buqai Khan das Khanat aus, musste sich aber geschlagen geben als das Zarenreich seine Ansprüche verneinte (1822). Bis 1865 dauerte es jedoch, den letzten Widerstand zu brechen.
1918 endete mit der Novemberrevolution das Zarenreich und die einzelnen Gebiete entwickelten Autonomiebestrebungen. Bereits zuvor hatte sich in Kasachstan eine Gruppe muslimischer Führer etabliert, die einen islamisch formierten Staat forderten, konnten sich jedoch nicht durchsetzen. Das Machtvakuum nach dem Zusammenbruch des Zarenreiches wurde durch regionale Regierungen ersetzt. In Kasachstan entstand eine autonome Republik mit Orenburg als Hauptstadt.
Der Wandel zur Sowjetrepublik und die Eingliederung in die Sowjetunion 1922 trafen das Land hart. Ende der 1920er Jahre war die gesamte Landwirtschaft des Landes nahezu verfallen. Es kam zu einer großen Krise, bei der Millionen von Kasachen umkamen. Große Proteste gegen die Sowjetherrschaft wurden gewaltsam unterdrückt. 1936 wurde das Kasachenreich dann umgewandelt und Alma-Ata wurde neue Hauptstadt. Kasachstan blieb auch unter Stalin und seinen Nachfolgern ein Unruheherd. Kasachstan war für die Sowjetunion ein Land zur Ansiedlung von Volksgruppen und zum Testen von Atomwaffen. 1986 führte dies zu einer großen Revolte, die von Historikern als Beginn des Zerfalls der Sowjetunion angesehen wird.

Unabhängigkeit Kasachstans
Im April wurde Nursultan Nasarbajew zum Präsidenten gewählt und am 25.10.1990 erklärte sich die Autonome Republik Kasachstan unabhängig. 1991 trat es der GUS bei. In den folgenden Jahren der Unabhängigkeit kam es zu innenpolitischen Schwierigkeiten, bedingt vor allem durch die von unterschiedlichen Parteien forcierten Machtkonzentrationen. Nasarbajew konnte sich als Präsident jedoch bis 2000 behaupten. Unter seiner Herrschaft kam es auch 1995 zu einer Verfassungsreform, die vom Volk angenommen wurde. 1998 gab sich Kasachstan eine neue Hauptstadt: Astana.
Die 1990er-Jahre waren vor allem gekennzeichnet durch den Übergang von den sowjetischen Wirtschafts- und Politiksystemen hin zu freier Marktwirtschaft und zur Demokratie. Auch wenn Kasachstan in den 1990er Jahren viele Rückschläge erleiden musste, hat sich die politische Lage Ende des Jahrzehnts jedenfalls stabilisiert. Das neue Jahrtausend brachte Kasachstan einen wirtschaftlichen Aufschwung. Nach Beseitigung der Schäden durch die Sowjetzeit, kann das Land nun dem wirtschaftlichen Aufschwung entgegensehen. Trotzdem ist die Lage, vor allem auch außenpolitisch, noch extrem gespannt und Kasachstan ist noch lange entfernt davon, ein moderner und freier Staat zu sein.