Länderinfo Haiti Geschichte
Haiti ist ein karibischer Staat, der sich mit der Dominikanischen Republik die Insel Hispaniola teilt. Die Geschichte beider Staaten ist seit der Frühzeit miteinander verbunden, erst 1844 trennten sich ihre Wege. Haiti war die erste freie Republik in der Karibik und der erste schwarze Staat der Welt. Doch die sozialen Gegensätze zwischen Weißen, Mulatten und Schwarzen sind ein politisches Erbe, mit dem die meisten Politiker kaum umzugehen wussten. In den zweihundert Jahren seiner Existenz sah die Republik Chaos, Aufstand und Bürgerkrieg.

Frühzeit
Haiti wurde zur Zeitenwende von den Taino, einem Arawak-Stamm, besiedelt, die später von den Kariben vertrieben wurden. Auf der Insel Hispaniola konnten sich die Kariben jedoch nicht halten und die Arawak kehrten zurück. Im 15. Jahrhundert hatten sie kleine politische Einheiten, Häuptlingstümer, ausgebildet. Zur Zeit der Ankunft der Europäer existierten insgesamt fünf Häuptlingstümer, davon zwei auf dem Territorium des gegenwärtigen Haiti.

Neuzeit I (1492-1804)
1492 erreichte Christoph Kolumbus die Insel Hispaniola. Er gründete die kleine Siedlung La Navidad, die aber bereits kurze Zeit später von den Arawak erobert wurde. Alle Siedler wurden umgebracht. 1493 folgte La Isabela. Es folgte Santo Domingo, die zur Hauptstadt Hispaniolas wurde. Hispaniola war eine sehr fruchtbare Insel und die Spanier verbrachten tausende Arawak von den umliegenden Inseln der Kleinen Antillen, um sie hier als Sklaven einzusetzen. Von der ursprünglich einheimischen Bevölkerung überlebte niemand die Kolonialzeit. Die Arawak starben schließlich im 16. Jahrhundert bereits aus. Die Spanier holten nun schwarze Sklaven aus Afrika und siedelten sie auf Hispaniola an. Kurze Zeit später wurde Hispaniola auch Unterschlupf für Piraten, die Jagd auf reiche, spanische Schiffe machten. Auch die Franzosen zeigten Interesse an der fruchtbaren Insel. 1625 hatten sie sich mit Briten auf der Schildkröteninsel (Ile de la Torture), vor der Küste Haitis, niedergelassen. 1659.html">1659 erkannte der französische König die Insel als Kolonie an. Siedlungen auf Hispaniola dagegen wurden von den Spaniern zerstört. 1696 konnten die Franzosen jedoch die Spanier besiegen. Im Frieden von Rijswijk wurde Hispaniola geteilt. Der Osten blieb unter dem Namen Santo Domingo spanisch, der Westen wurde als Saint Domingue französisch. Der französische Teil bildete die Keimzelle des modernen Staates Haiti. Die Franzosen errichteten Plantagen für Kakao, Kaffee und Zuckerrohr. Ihre Herrschaft war brutal, es kam zu Sklavenaufständen und 1790 zum Bürgerkrieg. Zudem hatte sich eine neue soziale Schicht gebildet, die der Mulatten, die nach französischem Recht frei waren. Sie forderten im Zuge der Französischen Revolution ihre Rechte ein, die ihnen aber verweigert wurden. Es kam zur Haitianischen Revolution, in der die Mulatten ihre eigenen Rechte erhielten, aber gleichzeitig die Weißen vertrieben und die Schwarzen weiterhin als Sklaven missachteten. Am Ende der Revolution stand 1804 die Unabhängigkeit des Landes von Frankreich.

Neuzeit II (1804-1957)
Die so gewonnene Unabhängigkeit ließ das Land ins politische Chaos stürzen. Schwarze und Mulatten lehnten sich gegen die Weißen auf, vertrieben und massakrierten sie. Franzosen, Spanier und Engländer verließen das Land. 1804 proklamierte sich der erste Präsident Jean-Jaques Dessalines als Kaiser Jaques I. 1805 eroberte seine Armee den Osten, Santo Domingo, der 1804 von den Franzosen besetzt wurde und einigte das Land. Bereits 1806 wurde Jaques I. gestürzt. Die Insel zerfiel in drei Teile: Während der Osten wieder spanisch wurde (Santo Domingo), zerbrach der Westen (Haiti) in einen Nord- und Südstaat. Der Norden war von 1811-1820 eine Monarchie unter Henri I., der Süden (Mulattenrepublik) eine Präsidialrepublik. Beide Teile wurden 1820 unter Präsident Boyer wieder vereinigt. 1821 rief Santo Domingo als Spanisch-Haiti die Unabhängigkeit aus, wurde aber ein Jahr später wieder Teil Haitis. Erst 1844 trennten sich beide Länder vollständig. Auch innenpolitisch war Haiti ein Chaos. Die Unabhängigkeit war von Frankreich erkauft, das Land musste 90 Millionen Gold-Franc zahlen, was die Wirtschaft des jungen Staates belastete. Haiti drohte, die gesamte Region zu destabilisieren. 1915 entschlossen sich die USA, das Land zu besetzen. Sie blieben bis 1934. In dieser Zeit radikalisierte sich die Politik zunehmend.

Moderne
Nach dem Abzug der USA versuchten haitianische Politiker das Land zu stabilisieren. 1957 konnte der Landarzt Francois Duvalier die Macht an sich reißen. 1964 regierte er als Diktator „Papa Doc“. Er ließ politisch Andersdenkende verfolgen und die Korruption stieg an. 1971 folgte ihm sein Sohn Jean-Claude nach. Er beherrschte das Land bis 1986 als „Baby Doc“. Erst durch Unruhen Anfang der Achtziger Jahre konnte er abgesetzt werden. 1986 wurde die Verfassung reformiert, doch bereits ein Jahr später wurde Präsident Manigat in einem Putsch abgesetzt. Das Militär übernahm bis 1990 die Macht. General Abraham stürzte den Diktator Avril und setzte freie Wahlen an, aus denen Jean-Bertrand Aristide als Sieger hervorging. Aristide verfolgte Anfang der Neunziger Jahre, zu einer Zeit also, in der der Kalte Krieg bereits zu Ende gegangen war, klare marxistisch orientierte Ideen, auch wenn er sich selber eher als Befreiungstheologe sah. Mit Zustimmung der USA wurde er deswegen bereits 1991 in einem Putsch entmachtet. Dadurch änderte sich aber in Haiti nur wenig. Die USA verhängten Wirtschaftssanktionen. 1994 unterstützten sie Ex-Präsident Aristide und verhalfen ihm zurück an die Macht. Aristide gab das Präsidentenamt gemäß der Verfassung 1996 ab. Sein Nachfolger wurde René Préval, während Aristide weiterhin im Hintergrund die Macht ausübte (mithilfe seiner Partei). 2001 übernahm er erneut das Präsidentenamt. Die Lage eskalierte Anfang des 21. Jahrhunderts und das Land war einem Bürgerkrieg nahe. 2004 kam es zur Revolution, während der Aristide zurücktreten musste. Er wurde von den USA außer Landes gebracht – nach seinen Angaben nicht ganz freiwillig. Die Aufständischen legten daraufhin die Waffen nieder. Der Sturz Aristides hatte für Haiti ungeahnte Folgen. Die Übergangsregierung wurde von den meisten Staaten Amerikas und Afrikas nicht anerkannt. Mitgliedschaften in internationalen Organisationen wurden suspendiert. Lediglich die USA unterstützten Haiti. 2006 wurde, unter dubiosen Umständen, René Préval erneut Präsident. Es kam zu Protesten und Aufständen. 2010 verschlimmerte sich die Lage durch ein großes Erdbeben, bei dem 250 000 Menschen ums Leben kamen. Danach stabilisierte sich die politische Lage wieder, aber wirtschaftlich war das Land mehr als angeschlagen.