Länderinfo Guinea-Bissau Geschichte
Der kleine Staat Guinea-Bissau liegt an der westafrikanischen Küste. Lange Zeit durch den Sklavenhandel wohlhabend geworden, verarmte das Land als portugiesische Kolonie zunehmend, als die wirtschaftliche Grundlage wegfiel. Guinea-Bissau ist ein instabiles Land, das vor allem unter der Furcht vor dem benachbarten Ausland lebt. Ständige Putschversuche haben das Land in ein politisches Chaos geführt.

Frühzeit
Die Region Guinea war bereits im Altertum bekannt. Die Karthager berichteten bereits von der reichen Küste. Auch den griechischen Ethnografen war die Region geläufig, die für ihr Elfenbein und Gold bekannt war. Im 8. Jahrhundert erhielt es Kontakt zu den muslimischen Regionen Nordafrikas, als die Berber gen Süden zogen und damit die Region in den islamischen Kulturkreis einbezogen. Anfangs strahlte das Ghana-Reich auf Guinea aus, später entstand das Königreich Gabu, das ein Teil des Mali-Reiches war. Das Gabu-Reich ging erst 1867 im Zuge von Stammeskämpfen zu Ende. Ein zusammenhängendes Reich existierte in der Frühzeit jedoch nicht.


Neuzeit
Im Zuge der portugiesischen Exkursionen nach Süden, um die arabischen Märkte im Norden Afrikas und dem Nahen Osten zu umgehen, gelangte Nuno Tristao 1446 an die Küste Guineas. Die Portugiesen stiegen in den lukrativen Sklavenhandel ein, vor allem, als nach der Entdeckung Amerikas dort billige Arbeitskräfte gesucht wurden. Sie legten allerdings nur Stützpunkte an und kein zusammenhängendes Staatsgebiet. Allerdings kontrollierten sie fast die gesamte Küste Westafrikas. Guinea-Bissau (Guinea) profitierte von der Lage zu den Kapverdischen Inseln, die Ausgangspunkt der portugiesischen Kolonisierung der Region waren. 1836 verbot Portugal den Sklavenhandel, 1858 die Sklaverei gesamt. Dies stellte für Guinea einen massiven Einbruch in der Wirtschaft dar. Frankreich interessierte sich zunehmend für die Westküste und hatte in Guinea bereits eigene Kolonien gegründet. 1879 reklamierte Portugal das südlich gelegene Gebiet Guineas als Portugiesisch-Guinea. 1885 einigten sich Frankreich und Portugal. Portugal begann mit dem Erschließen des Hinterlandes. Als 1928 die Salazar-Diktatur in Portugal an die Macht kam, waren auch die Kolonien davon betroffen. Guinea-Bissau verarmte zunehmend. Nach dem Verlust des lukrativen Sklavenhandels im 19. Jahrhundert, kam auch der Verlust der Schifffahrt hinzu. Moderne Dampfschiffe bzw. Passagierschiffe einerseits, aber auch die Erfindung des Flugzeugs andererseits hatten das Land vollkommen ins Abseits gedrängt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erstarkte in Guinea-Bissau die Unabhängigkeitsbewegung, getragen von Intellektuellen wie Amilcar Cabral. Sie gründeten mit der PAIGC (Afrikanische Unabhängigkeitspartei von Guinea und Kap Verde) eine Plattform. Obwohl Portugal ihnen entgegen kam, es 1951 zum Status eines Überseeterritoriums kam, 1961 alle Bewohner portugiesische Staatsbürger wurden, eskalierte die Situation. Das portugiesische Militär war 1959 gegen Streikende im Hafen von Pidjiguti vorgegangen und hatte Dutzende Menschen erschossen. 1963 kam es zum offenen Krieg gegen Portugal. Der Guerillakrieg wurde anfangs von Portugal unter Kontrolle gehalten. Doch als Anfang der Siebziger Jahre in Portugal die Macht Caetanos schwand, konnte sich das Land nicht mehr halten. Die Situation eskalierte 1973, als Amilcar Cabral ermordet wurde. 1973 proklamierte Guinea als Guinea-Bissau seine Unabhängigkeit, die 1974 von Portugal anerkannt werden musste.

Moderne
Die Unabhängigkeit wurde von Portugal 1974, nach der Nelkenrevolution, bestätigt. Luis Cabral wurde erster Präsident der Republik Guinea-Bissau. Er plante eine Union mit Kap Verde, das 1975 unabhängig geworden war. Die PAIGC agierte als Einheitspartei mit sozialistischem Programm. Guinea-Bissau intensivierte seine Kontakte zur Sowjetunion, China und Kuba. Der Einfluss der Kapverder auf die guinea-bissauische Politik stieß auf immer mehr Widerstand. 1980 putschte das Militär gegen Cabral. Der bisherige Premierminister Vieira übernahm das Präsidentenamt. Cabral wurde festgenommen, aber später ins Exil geschickt. Guinea-Bissau trennte sich von Kap Verde, setzte seinen sozialistischen Kurs aber fort. Wirtschaftlich ging es dem kleinen Land allerdings schlecht. Ende der 1980er-Jahre wurde deswegen der Weg zur Demokratie und Marktwirtschaft eingeschlagen. 1991 wurde das Einparteiensystem abgeschafft. Vieira konnte sich aber bei den ersten freien Wahlen durchsetzen. Die politische Lage in dem kleinen Land eskalierte aber mehrmals, der Alltag radikalisierte sich zunehmend. 1993 kam es zu einem ersten Putschversuch, den Vieira allerdings mithilfe senegalesischer Truppen abwehren konnte. 1998 putschte das Militär unter Ansumané Mané. Vieira wurde schließlich gestürzt. 2000 kam mit Präsident Kumba Ialá das erste Mal ein Oppositionspolitiker an die Macht. Nach 2005 kam es zu mehreren Aufständen und Putschversuchen. Vieira, der 2005 erneut das Präsidentenamt übernahm, wurde 2009 erschossen. Im Jahr zuvor war bereits ein Putschversuch gescheitert. Auch 2009 scheiterte dies erneut. 2012 kam es zu einem erneuten Putsch. Das Militär übernahm die Regierungsgeschäfte, nachdem die Furcht vor dem Eingreifen angolanischer Truppen in Guinea-Bissau um sich gegriffen hatte. Der Tod des Präsidenten Malam Bacai Sanha verschlimmerte die politische Situation zudem. Das Land war gefangen im politischen Chaos, einerseits verursacht durch interne Querelen, durch die Angst vor Invasionen seitens Angolas oder Senegals, aber auch durch wirtschaftliche und soziale Probleme.
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