Schlager der 70er – Die Schlümpfe und
Conny Kramer
Auch in Deutschland erhob sich
allmählich die Welle der Blumenkinder,
die 70er Jahre wurden von großen und
blumigen Hits bestimmt, die neben den
amerikanischen Varianten von Gruppen wie
„ABBA“ oder „Boney M.“ wichtig für die
Welt des deutschen Schlagers wurden und
diese auch mit veränderten.
Udo Jürgens,
Marianne Rosenberg, Juliane
Werding, Michael Holm, Vater Abraham
oder Bata Illic waren nur einige der
Musiker, die den Schlager immer
populärer machten und in die Richtung
bekannter Volksmusik-Tradition lenkten.
Durch die blauen Schlümpfe wurde er
berühmt, aufgewachsen war Pierre Kartner
auf einem Bahnhof, da sein Vater als
Bahnhofwächter arbeitete. Ein
Gesangswettbewerb brachte dem damals
Achtjährigen den ersten Platz ein, das
Gitarrenspiel lernte er autodidaktisch.
Nach
verschiedenen kleineren
Erfolgserlebnissen, einer Anstellung bei
einem Piratensender und durch die
lehrreiche Arbeit als Produzent, schuf
Kartner nach und nach sein
Schlager-Image, indem er damit begann,
ein Karnevalslied zu schreiben, das er
„Vater Abraham hatte sieben Söhne“
nannte. Den Song konnte er als Produzent
allerdings keinem seiner Schützlinge
aufdrängen, so stellte er sich auf die
Bühne und sang ihn selbst. Das Publikum
war begeistert, der neue Schlagerstar
„Vater Abraham“ geboren. Ende der
Siebziger komponierte er schließlich das
berühmte „Lied der Schlümpfe“, wobei
alle Stimmen von ihm selbst stammen, die
Geschwindigkeit nur unterschiedlich
schnell abgespielt und dem Band
unterlegt war, so dass der Chor der
Schlümpfe als Gegenpart erschien. 1978
wurde das Lied sein größter Erfolg.
Aber auch Christian Anders zeigte sich
in den 70ern äußerst erfolgreich,
besonders mit dem Hit „Es fährt ein Zug
nach nirgendwo“. Der Musiker machte eine
eigenartige Karriere, die vom gefeierten
Schlagerstar zum Esoteriker und
schließlich zum Autor von
Verschwörungstheoriebüchern reichte, die
er unter dem Pseudonym „Lanoo“
veröffentlichte. Aufsehen erregte er
2005 durch seinen Song „Der Hai“, der
Bezüge zu den „Protokollen von Zion“
aufwies und darum dem Schlagerstar als
antisemitische stereotype Kritik und
Ablehnung einbrachte. Auch verglich
Anders den einstigen Präsidenten George
W. Bush mit Hitler oder bezeichnete
Angelika Merkel als Betrügerin mit hoher
krimineller Energie.
Der Erfolg als Sänger blieb hinter
solchen Aussagen schnell zurück. In den
70ern waren es Lieder wie „Nie mehr
allein“, „Du gehörst zu mir“, „von Mann
zu Mann“ oder „Dann kamst du“. 2012
erschien eine neue Version seines Hits
„Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“.
Einer der großen Schlager der 70er war
natürlich der besungene „blaue Enzian“
von Heino, der bis heute als einer der
wichtigsten Songs des Sängers gilt, zu
dem er sich später, um der Abwechslung
willen und in mehr rockiger Variante,
ein Gegenstück einfallen ließ, das den
Titel „Schwarz blüht der Enzian“ trug.
Rockig ging es auch bei Peter Maffay zu,
der als Schlagerstar begann und sich zum
Deutsch-Rocker entwickelte. Der
rumänische Sänger trat in den 70ern zum
ersten Mal in der „ZDF-Hitparade“ mit
dem Song „So bist du“ auf, ein
Nummer-Eins-Hit, der bis heute
Kultstatus besitzt. Schnell schob Maffay
dem Schlagerhimmel lieber konventionelle
Rock-Balladen nach, die ihn einem
größeren Publikum bekannt machten,
ebenso wie sein Album „Steppenwolf“.
Costa Cordalis trat daneben mit „Anita“
auf, Marianne Rosenberg mit „Er gehört
zu mir“ und Michael Holm brachte sein
wehmütiges Lied “Tränen lügen nicht”
heraus. Das von ihm so häufig getragene
Halstuch wurde in den 70ern schnell zum
Trend. Holm hatte auch verschiedene
Musiker entdeckt und gefördert, darunter
Maffay oder Joy Fleming.
Ein Mann, der an einer Überdosis Drogen
starb, war in den 70ern nicht gerade ein
aktuelles Thema, schon gar nicht im
Bereich der Volksmusik. Die Welt dort
war heil, der Schlager diente der
Unterhaltung, war bunt und lebensfroh.
Da kreuzte Juliane Werding auf und sang
von ihrem Bekannten, den dieses
Schicksal in der Stadt Essen ereilt
hatte und mit dem sie oft als
Straßenmusiker unterwegs war. Der
Verlust brachte eine Welle des Erfolges
mit sich und das Lied in seiner Trauer,
wie das darauf folgende Album, ging in
der Musikgeschichte ein. Der Song hieß
„Am Tag als Conny Kramer starb“.