Länderinfo Georgien Geschichte
Georgien ist eine Republik im Kaukasus, die seit langer Zeit besiedelt wurde. Sie liegt an der Nahtstelle zwischen Europa und Asien und wurde über Jahrhunderte von den unterschiedlichsten Kulturen beeinflusst. Neben den Türken und Persern hatten vor allem die Russen ein großes Interesse an dem Staat, für den die Unabhängigkeit und Eigenständigkeit deshalb besondere Bedeutung hat. Nach Erlangen der eigenen Unabhängigkeit, fiel das Land jedoch ins Chaos, da der Kaukasus von neuen Separationsbewegungen vollkommen destabilisiert wurde.

Frühzeit
Georgien wurde bereits vor mehr als einer Million Jahre von Vormenschen aufgesucht. In Dmanisi fanden sich die bislang ältesten Skelette von Vormenschen außerhalb Afrikas. Auch die Landwirtschaft entwickelte sich sehr früh, wahrscheinlich unter dem Einfluss neolithischer Kulturen des Fruchtbaren Halbmondes. Im ersten Jahrtausend v. Chr. entwickelten sich eigene Staaten, darunter im 6. Jahrhundert v. Chr. Kolchis, das legendäre Goldland der griechischen Sage. Kolchis bestand bis weit ins erste Jahrtausend n. Chr. hinein. Östlich entstand im 4. Jahrhundert v. Chr. Iberien – die Zweiteilung der Region sollte sich durch die gesamte Geschichte Georgiens hindurchziehen. Schnell kamen beide Länder unter den Einfluss der Kulturen des Nahen Ostens und auch unter Alexander dem Großen und die Diadochenreiche. Persien konnte sich aber in der Region als dominierende Macht behaupten. Erst die Römer konnten 66 v. Chr. Teile Kolchis als Provinz eingliedern. 327 wurde das Christentum zur Staatsreligion. Der Süden wurde aber vermehrt von Persien beansprucht. 395 wurde Kolchis Teil Ostroms. Byzanz und Persien konkurrierten um die Macht. 624 fielen die Araber in das Land ein, konnten es aber nicht erobern. Der zunehmende arabische Einfluss drängte Byzanz jedoch zurück. 755 wurde ein Emir in Tiflis eingesetzt und arabisierte Verwaltungsstrukturen geschaffen. Christentum und Islam bestanden jedoch weiterhin weiter.

Mittelalter
Die arabische Verwaltungsstruktur verhalf dem lokalen Adel, die verschiedenen Landesteile Georgiens im 10. Jahrhundert zu vereinigen (König Bagrat III.). Unter dem König David dem Erbauer wurde Georgien zur vorherrschenden Macht der Region. Allerdings konnte Georgien nicht die gesamte Zeit über sein Territorium behalten. Kachetien-Heretien war über lange Zeit unabhängig. Das Vorrücken türkischer Seldschuken konnte im 12. Jahrhundert durch die Kreuzzugsbewegung gestoppt werden. 1220 fielen die Mongolen ein. Georgi V. Gelang es erneut, das Land zu vereinen, aber wirtschaftliche und außenpolitische Missgeschicke ließen das Land im 15. Jahrhundert zerfallen. Die Königsdynastie zerfiel 1442 in die drei Linien Kartli, Imeretien und Kachetien. Die drei Regionen besaßen eine eigenständige Außenpolitik und orientierten sich entweder zu den Osmanen, die 1453 Konstantinopel erobert hatten, oder nach Persien. Russland drang in dieser Zeit zum ersten Mal gen Süden vor, besaß aber weder diplomatische Autorität noch militärische Macht, um hier aktiv zu werden.


Neuzeit
Das 16. Jahrhundert sah den Zerfall Georgiens in kleine Fürstentümer, aber auch die Abkehr von der europäischen Kultur. Mit der Ausbreitung der Osmanen in Südosteuropa und dem Vorderen Orient war der Zugang Georgiens zur europäischen Kultur abgeschnitten. Erst die Ausbreitung Russlands in diese Region brachte wieder Verbindungen zur europäischen Kulturgeschichte, aber auch eine neue Gefahr, da Russland diese Region zu dominieren drohte. Insgesamt konkurrierten Osmanen, Perser und Russen um diesen Raum. Anfang des 18. Jahrhunderts dominierten die türkischen Osmanen, aber auch die Perser konnten große Teile Georgiens unter ihre Herrschaft bringen. 1783 sah sich Ostgeorgien gezwungen, mit Russland Schutzverträge gegen die beiden Mächte zu unterzeichnen und geriet in russische Abhängigkeit. Der Zar verfügte 1801 die vollständige Integration Ostgeorgiens in das Russische Reich. Bis 1864 wurden auch die anderen Fürstentümer hinzugefügt. Die russische Herrschaft setzte sich nur mit Gewalt durch. 1905 kam es zum Bauernaufstand. Mit der Schwächung des Zarenreiches 1917 nach der Oktoberrevolution erklärte Georgien seine Unabhängigkeit. Die Georgier konnten dem Vordringen der Roten Armee jedoch nichts entgegensetzen und wurden 1922 in die Sowjetunion zwangseingegliedert. Bis 1936 war Georgien Teil der Transkaukasischen Sowjetrepublik, ab 1936 eigenständig als Georgische SSR. Georgien war von den stalinschen Säuberungen stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Auch die Peripherie mag dazu beigetragen haben, dass Georgien sich nie in die russische Oberhoheit integrieren ließ. Allerdings waren in den Achtziger Jahren georgische Politiker durchaus in Moskau vertreten. Mit dem Untergang der Sowjetunion 1991 erklärte das Land seine Unabhängigkeit.

Moderne
Unter Swiad Gamsachurdia wurde das Land unabhängig, fiel aber direkt ins Chaos. Insbesondere Separationsbewegungen wurden offensichtlich, wie in Südossetien und Abchasien. Bereits in den Siebzigern hatte es hier Aufstände gegeben, die aber von der Sowjetunion unterdrückt werden konnte. Die hohe Korruption im Lande führte zu einem hohen Misstrauen in die Politik. Bereits ein halbes Jahr später (1991) kam es zum Putsch. Der ehemalige sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse wurde zum Präsidenten berufen. Er leitete demokratische Reformen ein und konnte das Land stabilisieren. Aber auch er konnte der Korruption nicht Herr werden. 2003 wurde er in der Rosenrevolution aus dem Amt gedrängt. Unter dem Nachfolger Michail Sakaschwili wurde das Land anfangs beruhigt, verfiel aber schnell wieder in das politische Chaos. Insbesondere die abtrünnigen Provinzen Abchasien und Südossetien wurden zum Problem, aus dem sich 2008 der Kaukasus-Krieg entwickelte. Die beiden Provinzen konnten sich für unabhängig erklären. Obwohl sich die wirtschaftliche Lage Georgiens, vor allem durch die Annäherung zur EU verbesserte, besaß das Land noch starke Defizite, hervorgerufen durch die Hinterlassenschaften der Sowjetzeit. Die soziale Lage vieler Georgier war prekär und geprägt durch die Konflikte mit den Nachbarrepubliken und der Separationsbewegung.
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